Spätsommer-Segeln im Ionischen Meer
- Sebastian Hoff

- 25. Feb. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Im September des verrückten Corona-Jahres 2020 war es glücklicherweise wieder möglich, einen schönen Spätsommertörn durch die ionische Inselwelt zu unternehmen. Mit meinen beiden befreundeten Mitseglern Andy und Leo haben wir eine herrliche Tour von Gouvia aus nach Meganisi, Lefkas und bis rauf nach Erikoussa mit unserer Sunbeam 46.1 SEATERNITY gemacht.
Nachdem wir früh morgens auf Korfu gelandet waren, wollten wir unbedingt noch am selben Tag auslaufen. Ein Sundowner ist eben vor Anker immer schöner, als in der Marina. Und so ließen wir nach einem ausgiebigen Frühstück im Cafè Maistro, gleich neben unserem Steg, keine Zeit verstreichen und haben erstmal gründlich eingekauft.
Während die Crew die Einkäufe in den Tiefen der Bilge sauber verstaut hat, konnte ich mich noch kurz mit unserem Mechaniker über einige durchgeführte Reparaturen während meiner Abwesenheit unterhalten. Kurze Zeit später hieß es dann: "Leinen los!"

Wir verließen Gouvia Richtung Süden, um vor dem kleinen Fischerort Petriti an Korfus Südostküste den Anker auf 8 Meter fallen zu lassen. Die knapp dreistündige Fahrt konnte besser gar nicht sein. Bei halbem Wind von 13 Knoten und keiner Welle zog uns der Code Zero zuverlässig und zügig unserem Tagesziel entgegen. Nach dem kühlen Anlegerbier und einer ersten Runde im 28 Grad warmen Meer, fuhren wir mit dem Dinghi an Land zum Abendessen. Unsere Wahl fiel auf das Restaurant Limanaki, das sehr gut bewertet wird und uns auch in Gouvia schon empfohlen wurde. Wir wurden nicht enttäuscht. Das Essen war lecker und der Service, wie fast immer in Griechenland, freundlich. So kann ein Törn beginnen!

Tag 2: Petrtiti - Ormos Agios Ioannou 26 Sm

Am nächsten Morgen segelten wir weiter südwärts, vorbei an der Touristenstadt Parga, in die ziemlich einsame Bucht Agios Ioannou am Festland. Hier gibt es keinerlei Infrastruktur. Wir lagen in einer kleine Seitenbucht vor Anker und Landleinen und waren über die Ruhe sehr erstaunt. Der eingeschlafene Wind macht das Idyll perfekt. "Gestört" wurde dieses Ambiente eigentlich nur von den etwas hölzernen SUP Versuchen unsererseits. Bei klassischer Pasta zum Abendessen, ließen wir den Tag ausklingen.
Tag 3: Ormos Agios Ioannou - Vathy, Meganisi 40 SM
Der dritte Tag begann schon kurz nach Sonnenaufgang. Wir wollten zu Beginn des Törns soweit wie möglich nach Süden kommen und entschieden uns daher die Insel Meganisi anzusteuern. Bei 40 Seemeilen reiner Entfernung und Passage des Lefkas-Kanals, war uns klar, dass es ein längerer Segeltag sein würde. Da im Ionischen Meer die thermischen Winde im Sommer immer erst gegen Mittag einsetzen, motorten wir die ersten drei Stunden Richtung Lefkas.
Die Drehbrücke, die die Insel Lefkas mit dem Festland verbindet, öffnet jeweils zur vollen Stunde und ist dann gleichzeitig in beide Richtungen passierbar. Nachdem wir das südliche Ende des Kanals erreicht hatte, frischte der Wind ziemlich auf und wir kamen gut voran.
Leider war der Steg des Restaurants Karnagio bei unserer Ankunft bereits voll belegt und wir fuhren weiter bis zur Odysseus Marina, wohlwissend, dass dort keine Stadthafengebühren auf uns warteten. Per Funk meldeten wir uns bei der sehr netten Hafenmeisterin an. Wir wurden nach der Schiffslänge gefragt und uns wurde der Preis mitgeteilt. Da es unser einziger Hafenaufenthalt des gesamten Törns sein sollte, willigten wir den 65 Euro Liegegebühren ein und legten an. Service und Transparenz waren hier wirklich beispielhaft.
In kurzer Laufdistanz befindet sich ein kleiner Strand mit Bar, welche von uns beide in Anspruch genommen wurden. Am Abend verholten wir dann in eines der vielen Restaurants am Hafenbecken von Vathy.
Tag 4: Vathy, Meganisi - Poros, Lefkas 25 Sm
Bei nur leichten Winden kreuzten wir gemütlich ostwärts und machten ein paar Drohnenaufnahmen, natürlich nicht ohne eine spektakuläre Landung des Fluggerätes mit Hilfe des Rückwärtsganges. Gegen Mittag ankerten wir in der kleinen Bucht Barbarezou, im Nordosten von Meganisi. Zwei Stunden später frischte der Wind endlich auf und wir segelten die Ostseite der Insel hinunter. Nach Umrundung des Südkaps von Meganisi und der kleinen vorgelagerten Insel Kithros, nahmen wir Kurs auf Poros, im Süden von Lefkas, wo wir gegen 18 Uhr den Anker fallen ließen.

Wieder einmal fanden wir mit der Taverne Zolithros, eine tolle Location um diesen sehr schönen Segeltag ausklingen zu lassen.

Da wir gerne Nachtfahrten machen und man dabei wunderbar Strecke machen kann, nahmen wir uns am Nachmittag schon vor, gegen Mitternacht wieder aufzubrechen.
Tag 5: Poros - Antipaxos/Mongonisi, 50 Sm
Unser Ziel lautete: Antipaxos. Genauer gesagt, die karibisch anmutende Voutoumi Bucht. Bei leichtem Gegenwind steuerten wir das Kap Lefkada im Südwesten der Insel an. Nachdem wir dieses gegen 2 Uhr morgens passiert hatten, änderten wir unseren Kurs auf Nord und konnten Antipaxos direkt ansteuern. Leider machte der entgegenkommende Schwell einen eigentlich gut segelbaren Wind vollkommen zu Nichte, sodass wir mit gesetztem Groß und Maschine unsere Fahrt fortsetzten. Im Laufe der Nacht nahm der Schwell aber immer weiter ab und mit Sonnenaufgang kamen wir bei nun frischen achterlichen Winden allein mit gereffter Genua fast zu schnell voran. Wir wollten schließlich nicht zu früh in der beliebten Ankerbucht ankommen, welche wir schließlich um 9:30 Uhr erreichten.

Nach einem kräftigen Frühstück nutzten wir den Vormittag zum Baden und Schnorcheln in kristallklarem Wasser. Gegen Mittag verholten wir dann knapp 2 Sm nach Norden, um in der sehr gut geschützten Bucht Mongonisi auf Paxos für die Nacht vor Anker zu gehen. Am späten Nachmittag setzten wir mit dem Dinghi über zum Strand und gönnten uns ein ein bis zwei eiskalte Anlegerbiere.

Tag 6: Mongonisi - Lakka, 6 Sm
Lakka stand schon lange mal wieder auf unserer Liste und so brachte der folgende Tag eine nur ca. einstündige Motorfahrt in der Norden der Insel Paxos. Gegen Mittag ankommend, gab es noch ausreichend gute Ankerplätze über türkis-grünem Ankergrund. Gegen Abend wurde es aber schnell voll in der Bucht und wir waren glücklich so früh eingelaufen zu sein.

Tag 7: Lakka - Gouvia, 30 Sm
Unser nächstes Ziel war wieder Gouvia, da Leo am folgenden Tag nach Hause flog. Andy und ich hatte zum Glück noch ein paar Tage mehr Zeit. Gegen Mittag machten wir noch einen Zwischenstopp am Festland, um die einsame Bucht Ormos Valtou, etwas nordwestlich von der Hafenstadt Igoumenitsa gelegen, zu erkunden. Am späten Nachmittag setzten wir dann endgültig Kurs auf Gouvia. An Leos letztem Abend fuhren wir noch nach Korfu Stadt und schlenderten gemütlich durch die engen Häuserschluchten der alten venezianisch geprägten Stadt.

Tag 8: Gouvia - Erikoussa, 29 Sm
Von nun ging unser Törn zu zweit weiter und das auserkorene Ziel war die nördlich von Korfu gelegene Insel Erikoussa. Wir ließen den Anker fünf Meter tief ins klare Wasser fallen und genossen den Rest des Tages in dieser wunderschönen Bucht. Im September kehrt hier schnell wieder Ruhe ein, wenn in Italien die großen Ferien vorbei sind. Von hier aus ist es nämlich nur eine Tagesreise bis zum italienischen Stiefelabsatz und dementsprechend ist die Insel als Absprungsort sehr beliebt.

Tag 9: Erikoussa - Agios Georgios, 12 Sm
Als nächstes Stand die Überfahrt zurück nach Korfu an. Die im Nordwesten gelegene Sandbucht von Agios Georgios ist selten stark besucht, da viele Chartersegler die lange Westküste aufgrund nur weniger Ankerbuchten meiden. Gut für uns, wie wir fanden. Insgesamt nur drei Boote lagen in dieser eigentlich riesigen Bucht vor Anker. Am Abend trafen wir uns mit Freunden, die einige Monate im Jahr auf der Insel leben, zum Abendessen an Land. Von Afionas aus hat man eine fantastische Aussicht über die Bucht.

Tag 10: Agios Georgios - Erikoussa, 12 Sm
Und weil es so schön war, wählten wir als unsere letzte Destination nochmal Erikoussa. Die Überfahrt war ein absoluter Traum und konnte chilliger nicht sein...
Dieses Mal nutze ich den Nachmittag um mit dem Dinghi an die Ostküste der Insel zu fahren, wo ein einsamer Sandstrand vom Feinsten zu einem Spaziergang einlädt. Am Abend setzten wir dann noch ein letztes Mal zum Strand über und besuchten die einzige offene Taverne der Insel, die Oasis Bar, und ließen den tollen Törn ausklingen.

Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Gouvia und von da aus leider zurück nach Hause. Es war eine wirklich entspannte Zeit auf der SEATERNITY und wir konnten einige neue Buchten für uns entdecken. Das Ionische Meer ist einfach immer wieder schön und wir freuen uns bereits auf den nächsten Törn in 2021!



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